Das Schützenwesen
Das Schützenwesen hat nach neueren Erkenntnissen seinen Ursprung in Flandern. Im Rheinland entstanden Schützenbruderschafen bereits Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts. Sie dienten in unruhigen Zeiten dem Schutz von Land und Leuten.
Häufige Überfälle, Fehden und Kriege, die im Mittelalter oft unerwartet über einen Landstrich hereinbrachen, erforderten eine wirksame, schlagkräftige Selbsthilfe.
Die Landesherren unterhielten nicht selten nur ein unzulängliches Heer, das fast ausschließlich ihren eigenen Machtinteressen, nicht aber dem Schutz der Bevölkerung diente. Sie legten ihren Untertanen nahe, sich gegen feindliche Übergriffe in erster Linie selbst zu verteidigen. Im Kriegsfall verlangten sie jedoch, mit einer bewaffneten Schar Heerfolge zu leisten.
Diese doppelte Wehrpflicht gegenüber Heimat und dem Landesherrn weckte bei den wehrfähigen Männern das Bedürfnis, sich in den Waffen zu üben. Die in sogenannten „Schüttereien" vereinten Schützen übten auf eigenen Schießplätzen den Waffengebrauch. In ihren Vereinigungen gab es keine Standesunterschiede. Kaufleute, Handwerker und Bauern konnten ebenso Mitglied werden wie Adelige.
Auch in Friedenszeiten legte man großen Wert auf eine ständige Verteidigungsbereitschaft. Zwar stand nun das gesellige Beisammensein im Vordergrund. Aber auch nun wollten die Schützen der Gemeinde ihre Fertigkeit im Gebrauch der Waffen zeigen. Sie maßen ihre Kräfte und ihr Können im Wettkampf. So entstanden die Schützenfeste. Ein notwendiger Bestandteil eines jeden Schützenfestes war seit jeher das Vogelschießen. Der aus Federn nachgebildete Vogel hieß „Papagei" und das Vogelschießen daher „Papageienschießen". Gelang es einem Schützen, den auf einer hohen Stange, der Schießrute, stehenden Vogel abzuschießen, so wurde er unter lautem Beifall zum Schützenkönig ausgerufen. Nicht selten war der Schützenkönig auf die Dauer eines Jahres von allen öffentlichen Abgaben, auch von Einquartierungen, Hand- und Spanndiensten befreit.
Die Schießwaffen der Schützen bestanden ursprünglich aus Langbogen und Armbrust. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts kam die Feuerwaffe in Gebrauch. Bei ihren festlichen Umzügen führten die Schützen anstelle des gewichtigen Schießeisens oft nur eine verhältnismäßig leichte Attrappe mit. Schon in den Anfängen des Schützenwesens hoben sich die Schützen durch eine besondere Kleidung hervor. Sie trugen eine Art militärischer Uniform, zu der eine mit bunten Federn geschmückte Mütze, der Kogel, gehörte.
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