Start Bruderschaft Schützen im Kriegsdienst

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St. Sebastianus war nach der Legende ein römischer Offizier. Wegen seines christlichen Glaubens starb er unter Kaiser Diocletian (284-305 n. Chr.) im Jahr 289 n. Chr. den Märtyretod; man durchbohrte ihn mit Pfeilen und zerschlug ihn im Sterben.

Pfeile galten schon im Altertum als ein Symbol der – auf unsichtbare Giftpfeile zurückgeführten – Ausbreitung der Pest. So entstanden in Pestzeiten Bruderschaften, die den hl. Sebastianus als ihren Schutzpatron erwählten. Sie gelten als die ältesten Schützenbruderschaften.

Auch die Vorster St. Sebastianus-Bruderschaft müssen wir zu den ältesten Bruderschaften des Rheinlandes zählen. Wenn auch ihr genaues Gründungsjahr nicht bekannt ist, kann sie mit Sicherheit auf ein weit über 500-jähriges Bestehen zurückblicken. Sie findet ihre erste urkundliche Erwähnung bereits im Jahr 1444. Hierzu wollen wir in die Geschichte zurückblicken. Vorst – die Große Honschaft genannt – gehörte früher zum Amt Kempen. Die bis zum 1.1.1819 selbstständige Gemeinde Kehn war dem Amt Liedberg zugeordnet. Beide Ämter standen über viele Jahrhunderte bis zum Jahre 1794 unter der Herrschaft des Kurfürsten von Köln, der weltlicher und geistlicher Landesherr war. Unter der Regierung des Kurfürsten Dietrich von Moers (1414-63) brach im Jahre 1444 zwischen Köln und dem Herzogtum Kleve ein offener Krieg aus, der seine Ursache in einem Streit um den Besitz der Stadt Soest in Westfalen hatte. Rechnungen der Großen Honschaft (Vorst), die im Kempener Stadtarchiv aufbewahrt werden, beweisen uns, dass Vorster Schützen mit bewaffneten Wagen den Amtmann Junker von Ghemen, der die Ritter und Schützen des Amtes Kempen anführte, nach Soest begleiteten. Die Vorster Bauern hatten dieses Unternehmen mit 13 Malter Hafer zu unterstützen.

Rechnungen aus den Jahren 1453/54 erwähnten wiederum Vorster Schützen. Als Kurfürst Dietrich von Moers im Jahre 1453 seinem Bruder Walram, dem damaligen Bischof von Münster, mit seinen Truppen zu Hilfe eilte, begleiteten ihn vier Schützen aus Vorst. Im Jahre 1454 zog Junker Johann von Ghemen im Gefolge des Kurfürsten erneut in das Münsterland. In der Nähe von Coesfeld kam es zu einer Schlacht, in der einige Schützen fielen.

Vorster Schützen finden auch in den folgenden Jahren wiederholt Erwähnung. Im „Roten Buch" des Stadtarchivs Kempen sehen wir einen Bericht über eine Teilnahme von Vorster Schützen an einer Prozession, die im Jahre 1464 anlässlich eines Festes zu Ehren des hl. Victor in Xanten stattfand. Es heißt dort: „Dabei waren die Kempener mit Kreuz und Fahnen. Dabei waren viele feine Gesellen als Schützen gekleidet. Trompeter und Pfeifer schritten vor ihnen her, und unzähliges Volk aus Stadt und Land Kempen begleitete sie". Hierbei werden ausdrücklich auch Vorster Schützen erwähnt, die sich den Kempenern angeschlossen hatten.

Der Streit zwischen Köln und Kleve dauerte auch noch im Jahre 1468 an. In diesem Jahr wollte Kurfürst Ruprecht von der Pfalz (1463-75) die klevische Besatzung der Festung Wachtendonk aushungern, um das Amt Kempen von der gefürchteten Plünderungen der Wachtendonker zu befreien. Um die Kampfbereitschaft seiner Truppen zu prüfen, ließ er vor der Kapelle von St. Peter, der Mutterkirche des Kempener Landes, alle Schützen aus Vorst, St. Stönis, Schmallbroich, Broich und Orbroich mustern. Kriegsdienste hatten die Vorster Schützen aber auch noch in späteren Zeiten zu leisten.